Rubrik-Archiv „Allgemein“

Vom Bildungssystem getäuscht und betrogen – Freiheit ist Sklaverei

25.03.2012 Allgemein Kommentieren

Die gerade wieder mit größerem Nachdruck geführte Diskussion um die Vorratsdatenspeicherung, lässt in mir ein seltsames Unbehagen aufkeimen. Ein Unbehagen, das sich aus der leise einsickernden Erkenntnis speist, dass ich in meiner schulischen Laufbahn systematisch getäuscht und betrogen wurde … vermute ich.

Vielleicht spielt mir meine Erinnerung einen Streich, aber ich habe rückblickend den Eindruck, dass kein einziges Schuljahr vergangen ist, in dem wir nicht, manchmal sehr deutlich, manchmal eher subtil auf die Vorzüge einer freien demokratischen Gesellschaft hingewiesen wurden. Meist geschah dies dadurch, dass uns Grauen und Unbill totalitärer Systeme, repressiver Handlungsweisen, nationalistischen oder rassistischen Wahns und dergleichen aufgezeigt wurden.

Der Deutschunterricht war in meiner Erinnerung geprägt von Literatur wie „Maikäfer flieg!“, „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“, „Die Welle“, „Schachnovelle“, „Der Untertan“, „Frühlings Erwachen“ oder „Deutschstunde“. Das alles wurde flankiert von diversen Gedichten oder satirischen Texten ähnlichen Inhalts und deren stundenlanger Interpretation. Alles nicht unbedingt Werke, die einen zur Leseratte werden lassen, die aber klare Botschaften transportieren. Ähnlich sah es im Englischunterricht aus. Hier standen die bekannten Dystopien „Brave New World“, „1984“ oder das den Rassismus thematisierende „To Kill a Mockingbird“ auf dem Programm.

Der Geschichtsunterricht kommt mir im Nachhinein fast wie eine Art Gaschromatograph vor, dessen einzige Aufgabe darin bestand, jeden noch so kleinen Nazifurz in seine Bestandteile zu zerlegen, um ihn dann in das Gesamtbild des dunkelsten Abschnitts der deutschen Geschichte einzufügen. Der Sinn für Freiheit und Demokratie wurde aber auch geschärft, durch die intensive Betrachtung der französischen Revolution oder aber die Schwächen der Weimarer Verfassung. An letzteres schmiegt sich fast nahtlos die bezugnehmende Auseinandersetzung mit dem Grundgesetz im Rahmen des Politikunterrichts an.

Im Resultat sorgt dies dafür, dass ich den Eindruck gewonnen habe, dass demokratische und rechtsstaatliche Verhältnisse und die in der Regel damit einhergehende Freiheit äußerst erstrebenswert, aber leider kein Naturgesetz sind. Vielmehr muss der mündige Bürger mit wachem Auge darauf achten, dass dieser Zustand nicht verloren geht, mit dem Bewusstsein, dass unser friedliches Zusammenleben in Europa ein zartes Pflänzchen ist, das nicht leichtfertig totgepflegt werden darf. Ein mehr oder weniger schleichender Prozess, der zu so etwas wie der Machtergreifung Hitlers führen könnte, darf sich nie wiederholen … dachte ich.

Schaue ich auf die Debatte rund um die Vorratsdatenspeicherung oder die in gleichem Kontext stattgefundene Verlängerung der Gültigkeit der Anti-Terrorgesetze, den Staatstrojaner oder Vorhaben wie INDECT, dann fühle ich mich vom Bildungssystem getäuscht und betrogen. Wenn weise alte Männer, wie Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich oder allen voran Sicherheitsexperte Hans-Peter Uhl, unterstützt von EU-Kommissarin Cecilia Malmström das Heil unserer Gesellschaft im Aufbau eines Überwachungsapparates sehen, dann müssen mich die Lehrer damals gezielt auf den Holzweg geführt haben. Man hat mich offensichtlich auf einen Zustand konditioniert, der mir das Leben in einem Land unnötig erschweren könnte, dass doch eigentlich so gut „von Sicherheitsbeamten regiert“ wird. Die Sorge einer schleichende Einschränkung der Freiheit unserer Gesellschaft ist also vollkommmen unbegründet, die Erwärmung des Wassers dient vielmehr unser aller Wohlbefinden … hoffe ich.

Krieg ist Frieden
Freiheit ist Sklaverei
Unwissenheit ist Stärke

Journalistische Kernschmelze

02.11.2011 Allgemein Kommentieren

Ist es einem Missverständnis, Unwissenheit oder dem üblichen Sensationsjournalismus geschuldet, dass die Hinweise auf unkontrolliert ablaufende Kernspaltungen in den Nachrichten sprachlich wie eine kurz bevorstehende Kernschmelze verkauft werden? In vielen der Artikel und Beiträge zu den aktuellen Geschehnissen innerhalb der Reaktorgebäude von Fukushima läuft so einiges daneben. Zwar sind unkontrolliert ablaufende Kernreaktionen innerhalb eines Atomkraftwerks alles andere als beruhigend, aber den Unterschied zwischen Kernspaltung und Kernschmelze sollten, dem seriösen Journalismus verschriebene Autoren, auch ohne Physikstudium sprachlich und inhaltlich ein wenig besser herausarbeiten können.

Stellungnahme des Innenministers zum Bundestrojaner

09.10.2011 Allgemein, Netz und Web Kommentieren

Nach ausführlicher Beratung mit seinem Amtsvorgänger gab der Bundesinnenminister eine erste kurze Stellungnahme zu den Bundestrojaner-Analyseergebnissen des CCC:

„Irgendwelche Hacker mögen immer irgendwas hacken können!“

Sicherheitspolitischer Tauschhandel

07.04.2011 Allgemein Kommentieren

Wie glaubwürdig ist eigentlich Politik, wenn eine alternativlose™ sicherheitspolitische Maßnahme ohne die, ein wahres Sodom und Gomorra auf Erden in Deutschland droht, als Währung eines Tauschhandels gegen eine andere alternativlose™ sicherheitspolitische Maßnahme dient, ohne deren Durchsetzung die Reiter der Apokalypse quasi schon ihre Pferde satteln?

Wenn die Rechtschreibprüfung besser falsch liegen sollte

13.03.2011 Allgemein Kommentieren

Mit deutschem Wörterbuch schlägt Hunspell vor, das Wort „Fukushima“ in „Hiroshima“ zu ändern.

Rechtschreibprüfung: Fukushima

Bei derartig makaberen Korrekturvorschlägen, möchte man einfach, dass die Rechtschreibprüfung lediglich das Wort nicht kennt und nicht plötzlich prophetische Fähigkeiten erlangt hat.

Monopoly strikes back

16.02.2011 Allgemein, Linux Kommentieren

Rund sieben Jahre nachdem die Europäische Kommission erstmals wettbewerbswidriges Verhalten seitens Microsoft festgestellt und in der Zwischenzeit Strafzahlungen in Höhe von 1,68 Milliarden Euro verhängt hat, muss man sich jetzt in Deutschland beim Auswärtige Amt eingestehen, dass man sich trotz vorbildlichen Einsatzes von Alternativsoftware, immer noch nicht aus den Abhängigkeiten vom Monopolisten befreien kann … oder will?

Fressbrett

17.12.2010 Allgemein Kommentieren
Fressbrett 1

Fressbrett 2

Vanille, Schoko und auch Erdbeer

22.10.2010 Allgemein Kommentieren

Vanilleeis gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Schokoladeneis gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere vanillig-schokoladige Geschichte. Aber Erdbeereis gehört inzwischen auch zu Deutschland.

Läge der Tag der deutschen Einheit in den Sommermonaten, hätte der Bundespräsident sicher diesen wichtigen Aspekt des Lebens herausgegriffen.

Juristic Park – The Lost Market

10.09.2010 Allgemein Kommentieren

Eine Gruppe verrückter Lobbyisten versucht im Auftrag eines geheimen Unternehmensnetzwerkes ein Biotop juristischen Feuchttraumklimas zur Aufzucht vom Aussterben bedrohter Urzeitmonster zu erschaffen. Mit Hilfe korrupter Politiker, soll – gegen den Widerstand Tausender – durch gezielte Manipulationen eine Neudefinition der Marktmechanismen geschaffen werden. Als man merkt, dass durch die Errichtung der restriktiven Rahmenbedingungen (Leistungsschutzrechte, ACTA, Softwarepatente etc.) das filigrane Gleichgewicht des Ökosystems aus den Fugen gerät, ist es auch schon zu spät. Durch die einseitige Ausrichtung der Bedingungen zugunsten der Riesensaurier lässt sich die Ausrottung der mannigfaltigen Mikrofauna nicht mehr aufhalten – das System kollabiert. Schließlich zollt der, an fetthaltige Nahrung gewöhnte, Metabolismus seinen Tribut und die archaischen Monster erliegen der Kalorienarmut der verbleibenden Nahrung und der Monotonie ihres tristen Daseins.

Kritik

Was anfangs wie ein feinsinniger und spannender Thriller daherkommt, entpuppt sich schnell als widerwärtiger Splatterstreifen. Scheinen die intelligenten Argumentationen des Widerstands anfänglich noch eine spannende Wendung zu versprechen, offenbart die plumpe Fehlinterpretation des Begriffs „Marktversagen“ durch die Gegenseite, die konzeptionellen Schwächen des Drehbuchs. Als Zuschauer möchte man die, in Anbetracht des absehbaren Ausgangs langweiligen, repetitiven Äußerungen der leihenhaft dargestellten Unternehmens- und Behördensprecher am liebsten überspringen. Zwar wünscht man sich am Ende einerseits eine Fortsetzung, die darstellt wie die Gerechtigkeit den Irrsinn besiegt, auf der anderen Seite bleiben jedoch die Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Gezeigten und man ist froh wenn das Drama endlich ein Ende hat.

Was haben ein U-Boot und das iPad gemeinsam?

29.03.2010 Allgemein, Netz und Web 3 Kommentare

Seitdem Steve auf der Keynote Ende Januar 2010 den Netbooks bescheinigt hat, dass sie die von ihnen geschaffene Nische schlechter ausfüllen, als es das iPad tun wird, führt Sascha im Netbooknews-Blog einen vehementen Kreuzzug gegen diese Behauptung, das Gerät, die Firma und ihren charismatischen Chef.

Zwischenzeitlich war ich mir sicher, dass es nur eine clevere Strategie des Netbooknews-Machers ist, im wesentlichen die negativen Aspekte rund um das iPad zu beleuchten um mit der Provokation der euphorisierten Massen Aufmerksamkeit und Traffic zu generieren. Zum einen darf man das vom Betreiber eines der – wenn nicht sogar dem – in finanzieller Hinsicht erfolgreichsten deutschen Blogs erwarten. Andererseits kann man auch nicht erwarten, dass er ein Produkt lobt, dass den Objekten seiner Berichterstattung die Daseinsberechtigung absrechen will. Zwar betont er in nahezu jedem der über zwanzig Artikel zum iPad, dass er einen kritischen – teilweise auch ironischen – Gegenpol zu der medialen iPad-Manie und den zahlreichen Lobhudeleien bieten will, allerdings lassen mich die teilweise recht harschen Reaktionen auf kritische Kommentare zu seinen Artikeln immer wieder an dem vermeintlich strategischen Vorgehen zweifeln. Immer wieder macht es den Eindruck, dass hier jemand genauso emotional bei der Sache ist, wie die Fangemeinde des magischen Gerätes aus Cupertino.

Der aktuellste Beitrag aus der Sascha-vs-Steve-Story greift einen Artikel von Laptopmag.com auf und kommt zum weisen Schluss, dass „man beide Plattformen nicht wirklich miteinander vergleichen kann“. Richtig, das iPad ist eben nur ein Couch-Gadget (zumindest was die erste Generation angeht) und Netbooks sind tatsächlich ultramobile Computer. Fragt sich, warum Sascha dennoch Angst hat, wenn sich Steve bis jetzt irrt, wenn er behauptet U-Boote wären die besseren Mähdrescher.

Der geneigte Leser fragt sich jetzt sicher, was das Ganze mit U-Booten und Mähdreschern zu tun hat. Ganz einfach, der Vergleich „Netbook vs. iPad“ ist meiner Meinung nach zur Zeit genauso zu beantworten wie die folgende Kinderfrage:

Was ist besser? Ein Mähdrescher oder ein U-Boot?

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