Archiv für Oktober 2009

Lange Zeilen mit einem Shell-Befehl umbrechen

24.10.2009 Linux, Merkblätter Kommentieren

Grade was die Bearbeitungen von Textdateien angeht, gibt es wohl kaum etwas, was man nicht mit einem mehr oder weniger einfachen Shell-Befehl erledigen könnte. Wenn man allerdings erst nach dem Durchbruch der grafischen Benutzeroberfläche die Vorteile von Linux zu schätzen gelernt hat (also wie ich, noch nicht alle der gefühlt fünf Milliarden Befehle kennt), fällt einem auch oft genug nicht sofort das passende Suchwort ein, welches zum entsprechenden Befehl und dessen Beschreibung in den manpages führt. Gut, wenn man nach erfolgreicher Suche die Beschreibung dann für später einfach in seinem Blog ablegt.

NAME
  fold - Jede Eingabezeile an bestimmter Stelle umbrechen

ÜBERSICHT
  fold [OPTION]... [DATEI]...

BESCHREIBUNG
  Brich Eingabezeilen jeder DATEI um (Voreinstellung
  Standardeingabe), gib das Ergebnis auf Standardausgabe
  aus.

  -b, --bytes
    zähle Bytes anstatt Spalten

  -s, --spaces
    Umbruch bei Leerzeichen

  -w, --width=BREITE
    benutze BREITE Spalten anstatt 80

  --help
    gib eine kurze Hilfe aus und beende das Programm

  --version
    gib Versionsinformation aus und beende das Programm

In diesem Fall habe ich den Befehl übrigens für die Aufbereitung von Dummy-Texten benötigt, mit denen ich anschließend die Performance der Indexgenerierung der LuceneImplementierung des Zend-Frameworks in Zusammenhang mit einem Projekt getestet habe. Dazu habe ich Texte des Project Gutenberg von Sonderzeichen und Leerzeilen befreit, um sie anschließend in die Datenbank zu importieren.

Für die Entfernung von Sonderzeichen und Zeilenumbrüchen, eignet sich im Übrigen der Befehl „tr“. So lassen sich zum Beispiel alle Zeilenumbrüche wie folgt entfernen (also durch Leerzeichen ersetzen):

tr \\n ' ' < in.txt > out.txt

Im Gegensatz zu grafischen Editoren, wie gedit oder Geany, die etwas zäh oder unerwartet reagieren, bekommt man auch keine Probleme, wenn sich der Inhalt einer mehreren Megabyte großen Textdatei in einer einzelnen Zeile befindet.

Es wird übrigens wirklich Zeit, dass die eBook-Hardware ihren Kinderschuhen entwächst. Die freien elektronischen Bücher des Project Gutenberg sind nämlich eigentlich viel zu schade, um sie als Dummy-Texte zu missbrauchen. Zumal viele bereits im EPUB-Format vorliegen.

CHIP: Alte Zeitschrift? Alter Zopf! [Update]

15.10.2009 Allgemein Kommentieren

Das Erfolgsrezept Deutschlands ältester Computerzeitschrift besteht laut Wikipedia darin „sich immer wieder rigoros […] den wechselnden Bedingungen des Computermarktes anzupassen“. Konkret bedeutet dies, dass man sich inhaltlich schlicht und einfach dem auflagenstärksten Blatt im Computerbereich annähert.

Als langjähriger CHIP-Abonnent hatte ich diesen Umstand lange ignoriert, auch wenn das Inhaltsverzeichnis jeder neuen Ausgabe das Kündigungsvorhaben auf meiner mentalen ToDo-Liste wieder ganz nach oben setze. Sicherlich war mir aufgefallen, dass die Bestenlisten der getesteten Hard- und Software-Produkte zusammen mit ganzseitigen Anzeigen einen großen Teil der Seiten eines Heftes belegten und die Zahl der echten Artikel immer weiter sank. Aber für Kaufentscheidungen, erschienen mir diese Übersichten anfänglich doch recht hilfreich. Wie viel diese Listen wert sind, zeigte sich mir allerdings Anfang 2002, als ich in der Liste über die besten Suchmaschinen „infoseek.de“ recht weit oben fand. Zu diesem Zeitpunkt war die Suchmaschine von T-Online, Disney, Springer und Holtzbrink allerdings schon etliche Wochen nicht mehr online. Erst nach einem (selbstverständlich nicht veröffentlichten) Leserbrief verschwand der Webkatalog aus der Liste.

In den letzten Monaten beschlich mich zudem bei der Lektüre jeder neuen Ausgabe immer wieder ein ungutes Gefühl. Die latente Angst, dass auf der nächsten Seite Aiman Abdallah lauern könnte und fortan nicht nur im TV den Namen eines großen Naturwissenschaftlers ins fade Licht des Infotainment rücken, sondern auch in der CHIP über die Mysterien der IT-Welt berichten würde, begleitete mich beim Überfliegen der mit, reißerischen Überschriften verzierten, Artikel über Superviren und Windowstuning.

Dies wäre vielleicht ewig so weiter gegangen, wenn nicht die CHIP-Ausgabe 11/2009 sämtliche Verdrängungsmechanismen, die sich mein Geist über die Jahre aufgebaut hatte, mit einem Schlag außer Kraft gesetzt hätte. Relativ entspannt wollte ich mir den Artikel „Windows, Mac OS und Linux im Härtetest“ (auch zu finden bei Focus Online) zu Gemüte führen. Mir war klar, dass die alternativen Betriebssysteme nicht als Testsieger hervorgehen und der Platzhirsch aus Redmond mit den üblichen Hinweisen auf die ein oder andere Macke, als Empfehlung für den Ottonormalnutzer abschneiden würde. Es kam allerdings alles viel schlimmer. Dass der Artikel schließlich gerade die Macken als Vorteil darstellen würde ist eine Sache (schließlich möchte man als professioneller Autor ja nicht die Anzeigenkunden seines Arbeitgebers vergraulen). Wenn man sich Mühe gegeben hätte, wäre auch die Tatsache, dass sich im Gegensatz zu Windows weder Linux noch Mac OS bisher ernsthaft gegen Viren behaupten mussten, durchaus als Argument für die Sicherheitsfeatures des neuen Windows 7 zu werten gewesen. Aber dass hier ein Artikel geschrieben und veröffentlicht wurde, der auf ganzer Linie offenbart, dass keinerlei Recherche stattgefunden hat, fachliches Wissen offensichtlich nicht eingebracht und der Versuch einer schlüssigen Argumentation unterlassen wurde, hat mich dann doch verblüfft und verärgert (Eine ausführliche Obduktion des Artikels hat Christian Langner in seinem offenen Brief an CHIP durchgeführt). Daher vermutete ich zuerst, dass sich ein Praktikant austoben durfte. Weit gefehlt, die Fachgebiete des Autors Fabian von Keudell, der bei CHIP Redakteur im Ressort Praxis ist, sind Betriebssysteme, Netzwerke, Handys und Sicherheit.

Nachdem ich mich im ersten Moment an dieser Stelle über die schlechte Recherche und fehlende Argumentation des Autors auslassen wollte, habe ich beschlossen stattdessen, das Wehmuts-Vakuum zu nutzen um endlich einen alten Zopf abzuschneiden:

Kündigung CHIP-Abonnement

Der oben erwähnte offene Brief und weitere Reaktionen zum Artikel haben mich dann doch noch veranlasst, etwas zu dem Thema zu schreiben. Allerdings habe ich fast den Eindruck, dass eben diese Reaktionen der Sinn und Zweck des CHIP-Artikels war. Hauptsache man wird erwähnt.

[Update]
Im Forum von UbuntuUsers.de ist ein von fast 180 Mitzeichnern unterstützter Leserbrief zu finden, der die wesentlichen Kritikpunkte an dem oben genannten Artikel sachlich und treffend zusammenfasst (via LinuxUndIch).

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