01.05.2008
Linux, Webwork
Peter Kröner hat gerade eine Artikelserie gestartet, in der er darstellt, wie und mit welcher Software die üblichen Aufgaben beim Erstellen von Webprojekten unter Linux bewältigt werden können. Im ersten Teil geht er kurz auf die Entstehungsgeschichte ein, zeigt die Besonderheiten offener Software auf und nennt ein paar Argumente für und gegen die Nutzung von Linux. Die Hinweise auf die geplanten Themen der Artikelserie sehen recht vielversprechend aus. Insbesondere das Thema Bildbearbeitung und das damit verbundene Totschlagargument „Photoshop“ dürften recht interessant werden.
Green IT ist bei der diesjährigen CeBIT zum zentralen Thema erkoren worden, nachdem der Begriff in den letzten Monaten immer wieder in den Medien auftaucht. So berichtete heise online zuletzt am Wochenende über den exponentiellen Anstieg des Energiebedarfs des Internets. Tausende Server in Rechenzentren rund um den Globus sind nach dem Bericht für ein Prozent des gesamten Weltenergiebedarfs verantwortlich. Die Internet-Infrastruktur und die anderen Kommunikationsnetze erhöhen den Anteil sogar auf drei Prozent.
Nun resultiert der Energiebedarf des Netzes ja aus der Übertragung von Daten in Form von Elektronen und Photonen die um die Welt geschickt werden, wenn E-Mails verschickt, Videos angesehen, VoIP-Gespräche geführt oder Webseiten in den Browser geladen werden. Auch wenn Videostreaming in letzter Zeit verstärkt für den Anstieg des Traffics verantwortlich ist, macht der Download von Webseiten, nach einer im Juni 2007 veröffentlichen Untersuchung, dennoch gut 20 Prozent des Traffic-Aufkommens aus.
Green Markup senkt den CO2-Ausstoß des Internets
Wie kann also der Energiebedarf des Webs gesenkt und damit die negativen folgen für das Weltklima abgeschwächt werden? Ganz einfach: Indem Webseiten mit – im doppelten Wortsinn – sauberem Markup erstellt werden. Schon vor fünf Jahren beschrieb Standards-Papst Jeffrey Zeldman in „Designing with Web Standards“ die Vorzüge von kompaktem Markup und gecacheden Stylesheets. Ging es damals nur um kürzere Ladezeiten, kommt heute noch der Umweltaspekt dazu.
Bezogen auf ein paar kleine Blogs und Firmenpräsenzen hört sich das vielleicht etwas komisch an, wenn man sich das aber bei hochfrequentierten Portalen vorstellt, dann kommen da sicher einige Terabyte im Jahr zusammen. (Mich würde mal interessieren, wieviel Watt pro Gigabyte für welche Strecke in welchem Medium benötigt werden.) Eine standardkonforme Variante der Google-Startseite könnte die Downloadgröße um 21 Prozent reduzieren. Wer weiß wieviel CO2 sich einsparen ließe, wenn Google sich endlich mal von seiner Font-Tag-Soup verabschieden würde. Es ist aber einfach medienwirksamer die Startseite für fünf Minuten mit einem schwarzen Hintergrund auszuliefern. Das merkt auch jeder DAU.
Neue Standards, grüneres Markup
Weiteres Einsparpotential steckt übrigens in neueren Versionen der Webstandards. Wenn man an die Möglichkeit von CSS3 denkt, mehrere Hintergründe für ein Element festzulegen zu können, dann kann man sich vorstellen, dass in Zukunft einige verschachtelte Box-Elemente weniger im Netz umher schwirren. Das Gleiche gilt für mehrspaltige Layouts. Selbstverständlich würde das den Einsatz aktueller Browser voraussetzen, was gleichzeitig noch die Notwendigkeit von speziellen Hacks und zusätzlichen Stylesheets für inkompatible Browser reduzieren würde.
Regelmäßig bricht bei Webentwicklern der Frust über das leidige Thema der Webstandardkompatibilität von Browsern aus. In den meisten Fällen ist die Ursache für diesen Frust in der Interpretationsfreudigkeit älterer Versionen des Browsers eines großen amerikanischen Softwarekonzerns zu finden. In den letzten Tagen schlägt dieser Frust mal wieder kleinere Wellen in Form von drastischen Forderungen und Maßnahmen, die den Benutzer dazu bewegen sollen seinen Browser auf den neusten Stand zu bringen oder sogar den Browser zu wechseln.
Grundsätzlich halte ich eine derartige Beeinflussung für sinnvoll. Mit Sicherheit ist das Argument, dass der Benutzer selbst darüber entscheiden sollte welchen Browser er benutzt berechtigt. Allerdings habe ich Zweifel daran, dass diese Entscheidung von den meisten derjenigen die mit veralteten Browserversionen unterwegs sind, bewusst getroffen wird.
Was ich allerdings an den oben erwähnten Maßnahmen und der Diskussion dazu für wenig sinnvoll halte ist, dass sie sich explizit gegen eine Version eines Herstellers richten. Meiner Meinung nach sind aber nicht die Fehler der konkreten Version das Problem, sondern die Tatsache, dass veraltete Browser Web Standards und deren spezielle Features in der Regel schlechter unterstützen als neue Browser. Daraus resultiert, dass sich der„Hass“ der Webentwickler bei jeder Veröffentlichung einer neuen Browserversion jedes mal gegen die Vorgängerversionen richtet. Und genau das macht sehr drastische Maßnahmen unglaubwürdig und lässt den eigentlich wünschenswerten Effekt solcher Kampagnen verpuffen.
Meine Vorschlag wäre eine wiki-basierte Webseite zu schaffen, die auf der Startseite kurz und prägnant die wesentlichen Vorteile eines Browser-Upgrades zusammenfasst und Upgrademöglichkeiten aufzeigt. Zusätzlich können Unterseiten zu einzelnen Browserversionen und deren Schwachstellen eingerichtet und dort ausführlichere Informationen zum Nutzen eines Upgrades geliefert werden. Durchaus denkbar wären auch abgestufte Unterseiten ähnlich wie bei den unterschiedlichen Ausprägungen der Creative Commons-Lizenzen. Auf diese könnte man verweisen, wenn man zwar diverse Anpassungen für veraltete Browserversionen vorgenommen hat, man den Benutzer aber trotzdem auf die Vorteile eines Upgrades hinweisen möchte.
Ein absolutes Muss wäre auch eine Feedbackmöglichkeit, durch die Benutzer mitteilen können, warum Sie nicht upgraden wollen oder können. Webmaster und Webentwickler können diese Initiative unterstützen indem sie in einigermaßen unaufdringlicher Weise (z.B. wie die kleine gelbe Leiste beim Firefox, wenn ein PopUp geblockt wurde oder ein Plugin fehlt) auf sie verlinken und außerdem mit ihrem fachlichen Wissen zur Verbesserung der Wiki-Artikel beitragen. Somit könnte in konstruktiver Weise – auch von kommerziellen Webseiten aus – Aufklärungsarbeit geleistet und die Sensibilität der Benutzer für das Problem veralteter Browserversionen gefördert werden. Das Ergebnis wäre dann hoffentlich eine gesteigerte Upgrade-Freudigkeit.
Wenn ich nicht der Einzige bin, der einer derartigen Initiative etwas abgewinnen kann, dann ließe sich da doch bestimmt gemeinsam etwas auf die Beine stellen, oder?