Was haben ein U-Boot und das iPad gemeinsam?

29.03.2010 Allgemein, Netz und Web 3 Kommentare

Seitdem Steve auf der Keynote Ende Januar 2010 den Netbooks bescheinigt hat, dass sie die von ihnen geschaffene Nische schlechter ausfüllen, als es das iPad tun wird, führt Sascha im Netbooknews-Blog einen vehementen Kreuzzug gegen diese Behauptung, das Gerät, die Firma und ihren charismatischen Chef.

Zwischenzeitlich war ich mir sicher, dass es nur eine clevere Strategie des Netbooknews-Machers ist, im wesentlichen die negativen Aspekte rund um das iPad zu beleuchten um mit der Provokation der euphorisierten Massen Aufmerksamkeit und Traffic zu generieren. Zum einen darf man das vom Betreiber eines der – wenn nicht sogar dem – in finanzieller Hinsicht erfolgreichsten deutschen Blogs erwarten. Andererseits kann man auch nicht erwarten, dass er ein Produkt lobt, dass den Objekten seiner Berichterstattung die Daseinsberechtigung absrechen will. Zwar betont er in nahezu jedem der über zwanzig Artikel zum iPad, dass er einen kritischen – teilweise auch ironischen – Gegenpol zu der medialen iPad-Manie und den zahlreichen Lobhudeleien bieten will, allerdings lassen mich die teilweise recht harschen Reaktionen auf kritische Kommentare zu seinen Artikeln immer wieder an dem vermeintlich strategischen Vorgehen zweifeln. Immer wieder macht es den Eindruck, dass hier jemand genauso emotional bei der Sache ist, wie die Fangemeinde des magischen Gerätes aus Cupertino.

Der aktuellste Beitrag aus der Sascha-vs-Steve-Story greift einen Artikel von Laptopmag.com auf und kommt zum weisen Schluss, dass „man beide Plattformen nicht wirklich miteinander vergleichen kann“. Richtig, das iPad ist eben nur ein Couch-Gadget (zumindest was die erste Generation angeht) und Netbooks sind tatsächlich ultramobile Computer. Fragt sich, warum Sascha dennoch Angst hat, wenn sich Steve bis jetzt irrt, wenn er behauptet U-Boote wären die besseren Mähdrescher.

Der geneigte Leser fragt sich jetzt sicher, was das Ganze mit U-Booten und Mähdreschern zu tun hat. Ganz einfach, der Vergleich „Netbook vs. iPad“ ist meiner Meinung nach zur Zeit genauso zu beantworten wie die folgende Kinderfrage:

Was ist besser? Ein Mähdrescher oder ein U-Boot?

User-Agents und Konsumverhalten

04.03.2010 Allgemein Kommentieren

Wer hinter der Überschrift eine detaillierte wissenschaftliche Abhandlung über den Zusammenhang zwischen Browsernutzung und dem Kaufverhalten in Onlineshops vermutet hat, wird vermutlich etwas enttäuscht.

Der eine oder andere dürfte Kunde bei dem als Buchhändler gestarteten Online-Versandhändler sein, der unter anderem auch für die detaillierte Auswertung des Kaufverhaltens bekannt ist. Dass die „Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch“-Funktion manchmal gesellschaftskritische Züge annehmen kann, zeigt sich bei der Betrachtung diverser amerikanischer Sportgeräte, namentlich Baseballschläger.
Jenseits dieser Kuriositäten bringt die Funktion zwar oft genug hilfreiche Anregungen hervor und auch die Empfehlungsmails halten hin und wieder brauchbare Buchtipps bereit. Allerdings dürfte das Unternehmen damit dem erweiterten Kreis derer angehören, auf die sich die erst kürzlich geäußerte – angesichts Vorratsdatenspeicherung und ELENA allerdings doppelzüngig wirkende – Kritik von Bundesverbraucherschutzministerin und Bundesinnenminister bezieht.

Okay, eigentlich hätte ich an dieser Stelle auf die Kritik echter Datenschützer hinweisen sollen, aber es macht sich doch immer ganz gut den Bezug zu einem aktuellen Thema herzustellen.

So umfangreich die Datensammlung und -auswertung des Online-Versandhändlers jedoch wirkt, sie scheint auch ihre Grenzen zu haben. Eine kürzlich erhaltene Empfehlungsmail zeigt mir, dass man bei der Auswertung des Konsumverhaltens keinen Bezug zwischen dem User-Agent und den Interessen des Kunden herstellt. Andererseits hätte man vielleicht festgestellt, dass ich vermutlich äußerst wenig Interesse an dem mir vorgeschlagenen Buch „Windows 7 Home Premium Tricks: Kompakt, komplett, kompetent“ von Günter Born haben dürfte. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, in den letzten zwei Jahren mit meiner virtuellen Windows-Test-Maschine ein Buch bestellt zu haben. Vielleicht ist aber das ausschließliche Auftreten von Linux und Mac OS im User-Agent-String für Marketingexperten noch kein Hinweis auf die Betriebssystempräferenzen. Außerdem könnte ich ja wieder umsteigen wollen. Hahaha … der war gut.

Schützt die Jugend! Studiert Jura!

16.02.2010 Netz und Web Kommentieren

Wer kommt denn bitte auf die Idee, dass sich Eltern um die Erziehung und den Schutz ihrer Kinder kümmern müssten? Dafür sollte doch lieber der Staat die grobe Keule schwingen und vorsichtshalber die Freiheit aller „ein wenig“ einschränken.

Was den Urhebern des Entwurfs des überarbeiteten Jugendmedienschutz-Staatsvertrages durch den Kopf gegangen oder eher in rauen Mengen durch die Kehle geflossen ist, möchte man sich gar nicht vorstellen.

Mit Sicherheit ist das alles gut gemeint und man hat ja nur den Schutz der Kinder im Sinn. Liest man ein wenig in dem Entwurf, gewinnt man allerdings den Eindruck, dass es in Zukunft weniger juristische Konsequenzen haben wird, an einem Samstagnachmittag sturzbetrunken mit einem gestohlenen Panzer durch eine Fußgängerzone zu rasen, als einen privaten Blog mit eingeschalteter Kommentarfunktion zu betreiben.

Sollte der JMStV in dieser Form zustande kommen, dürfte einem wohl kein ISP oder Webhoster erlauben Inhalte ins Netz zu stellen, wenn man nicht ein einschlägiges Jurastudium vorweisen kann. Also Jura studieren und Kinder schützen!

Diesem zurecht besorgten Aufruf von Peter folgend, möchte ich auch auf die Stellungnahme des AK-Zensur hinweisen.

Sprechgesang und Niveau

05.02.2010 Allgemein Kommentieren

Angeregt durch die Zusendung einer E-Mail, habe ich eine Analyse des intellektuellen Niveaus von Konsumenten englischsprachigen (nord-amerikanischen) und deutschen Sprechgesangs durchgeführt.

Grundsätzliche Vorgehensweise

Ausgehend von der Annahme, dass sprachliche Fähigkeiten und die Art der Verwendung von Sprache ein Hinweis auf die intellektuellen Leistungsfähigkeiten liefern, wurden die Nutzerkommentare eines englischsprachigen (Gruppe A) und deutschsprachigen Musikvideos (Gruppe B) näher betrachtet.

Auswahl der Probanden

Die Zuordnung der Probanden resultiert per se durch die Versuchsanordnung. Bei der Auswahl der Videos wurde insbesondere darauf geachtet, dass sie sich thematisch in einem gleichen Feld bewegen, um eine Verfälschung der Untersuchungsergebnisse weitgehend auszuschließen. Gruppe A kommentierte das Video „Fear the Boom and Bust“ – Hayek vs. Keynes [1] und die Probanden der Gruppe B kommentierten „Fuffies im Club“ – Sido [2]. In beiden Fällen handelt es sich um ökonomische und monetäre Betrachtungen, mit einem starken Schwerpunkt auf soziale und politische Auswirkungen wirtschaftlichen Handelns.

Für ein besseres Verständnis seit dem Leser an dieser Stelle empfohlen beide Videos und die dazugehörigen Kommentare aufmerksam zu betrachten.

Ergebnis und Fazit

Die Kommentare der Probanden aus Gruppe A waren im Durchschnitt länger und wiesen einen signifikant komplexeren Satzbau auf. In den Kommentare aus Gruppe B war hingegen häufiger die Verwendung sexualisierter Pejorative festzustellen. Darüber hinaus setzen sich die Kommentare weniger intensiv mit dem Inhalt des jeweiligen Songs auseinander, als die der Gruppe A. Auffallend ist auch, dass die Probanden der Gruppe B verstärkt zur ornamentartigen Ausschmückung ihrer Kommentare mit Satz- und Schriftzeichen neigen, wohingegen dies bei Gruppe A nicht festzustellen ist.
Abschließend lässt sich feststellen, dass die Untersuchung trotz der geringen Stichprobengröße eine klaren Hinweis auf eine intellektuelle Überlegenheit der Konsumenten englischsprachigen Sprechgesangs aufzeigt.

[1] Hayek vs. Keynes: Fear the Boom and Bust.
URL: http://www.youtube.com/watch?v=d0nERTFo-Sk (Abruf am 4. Februar 2010).
[2] Sido: Fuffies im Club.
URL: http://www.youtube.com/watch?v=EOzgTemWdbA (Abruf am 4. Februar 2010).

Wichtige Web-Business-Regel

05.01.2010 Allgemein Kommentieren

Wenn Du mit Vollgas auf dem „Highway der verpassten Gelegenheiten“ unterwegs bist, solltest Du einfach nicht in den Rückspiegel schauen.

Sollte man auf jeden Fall beherzigen, wenn man wieder einmal über ein Start-Up liest, das einen Haufen Geld mit einer Idee verdient, die man Jahre zuvor für zu trivial gehalten hatte, um ernsthaft an ihrer Umsetzung zu arbeiten.

Als Bill das Web reparierte und so die Welt rettete

23.12.2009 Allgemein, Netz und Web Kommentieren

Alles hatte zwischen den Feiertagen des Jahres 2009 seinen Anfang genommen. Die Eindrücke der gescheiterten Klimakonferenz in Kopenhagen ließen Bill einfach keine Ruhe. Immer wieder stellte er sich die Frage „Was kann meine Firma für die Umwelt tun?“ Zwar hatte er sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen, aber warum sollte nur seine Stiftung, nicht auch der von ihm gegründete Weltkonzern, Gutes tun?

Nachdem er sich einige Wochen in seine Garage zurückgezogen hatte (Bill hatte gehört, dass sich Garagen in den zurückliegenden Jahrzehnten als Ort der Inspiration erwiesen hatten), war ein Plan geboren. Sein Vorhaben würde zum einen der Umwelt dienen und sorgte somit für ein positiveres Image und zum anderen würde ein Geschäftszweig wiederbelebt, der einst prosperierte, zwischenzeitlich unterschätzt und vernachlässigen wurde, mittlerweile aber wieder massiv an Wichtigkeit gewonnen hatte. Sofort rief er den Mann an, der nun bereits seit 10 Jahren die Geschicke seiner Firma lenkte.

Nach einem anstrengenden Auftritt bei einer Entwicklerkonferenz, der ihn, dank des Fitnesstrainings, nicht mehr ganz so sehr körperlich mitgenommen hatte wie in den Jahren zuvor, nahm Steve B. das Telefon mit dem sauber entfernten Apfellogo aus seiner Jackentasche. Sofort fiel ihm die SMS von Bill auf, deren Inhalt später so legendär werden sollte, wie Aussprüche von Präsidenten, Astronauten und Nobelpreisträgern. „Steve, ich muss dringend mit Dir sprechen … Wir müssen die Welt retten. Komm sofort in meine Garage!“ Sofort stieg Steve in seinen Privatjet und flog nach Seattle. In der Auffahrt zu Bills Haus traf er Melinda, die gerade den zehn Zentimetern Neuschnee aus der vergangenen Nacht mit einer Aufsitzschneefräse zu Leibe rückte. „Hallo Melinda. Ist Jorge krank oder warum kümmerst Du Dich heute um den Schnee?“ „Steve, schön Dich zu sehen. Jorge ist nicht krank, er ist jetzt nur noch jeden zweiten Tag da. Bill meint, dass wir das Geld demnächst noch für sein neues Projekt brauchen werden. Am besten gehst Du gleich zu ihm, er verlässt schon seit Wochen die Garage nur wenn der Pizzabote am Tor klingelt.“

Drei Stunden und etliche von Melindas berühmten selbst gemachten Zitronenlimonaden später.

„Und Du sagst, das alles ist Dir eingefallen, als Du mit Deinem ausrangierten Notebook, das Du hier in der Garage gefunden hast, einen Artikel über den Stromverbrauch des Internets gelesen hast?“ „Ja genau. Es war noch unser Browser aus dem Jahr 2001 installiert und dann hatte ich beim Lesen den Eindruck, dass Teile des Texts fehlen würden, die aber beim Scrollen plötzlich wieder erschienen. Interessant wurde es dann, als ich diesen Open Source Browser benutzt habe, den der Nachbarsjunge auf dem Notebook installiert hat, als ich es ihm vor einigen Jahren einmal geliehen hatte. Hier sah alles völlig normal aus, wie man es erwartet.“
Steve ging einige Male nervös in der Garage auf und ab. Hatte Bill den Verstand verloren als er sich in den letzten Wochen mit diesem gefährlichen Zeug beschäftigt hatte oder was war mit seinem alten Freund los? „Aber Bill, ich verstehe nicht, was das alles mit der Umwelt und unserem Image zu tun hat.“ Bill deutet mit einer Geste an, dass Steve sich zu ihm vor den Bildschirm des antiquierten Geräts setzen solle. „Es steht alles hier im Web. Siehst Du? Hier! Hier und hier.“ „Was genau meinst Du Bill? Das sind alles Tipps, wie man moderne Webseiten auch mit den älteren Modellen unseres Browsers vernünftig darstellen kann. Das ist doch super, einige Tipps verwenden wir doch auch mit Rücksicht auf die Abteilung, die noch unser altes Intranet nutzen muss.“
In seinem Augenwinkel zuckte ein kleiner Muskel, wie er es immer Tat, wenn Bill eine brillante Idee hatte. „Verstehst Du nicht? Wir sind schuld daran, dass all diese Tricks existieren und in Millionen von Webseiten eingebaut sind. Webmaster auf der ganzen Welt verbringen Stunden damit diese Macken zu beheben. Server senden täglich Terabytes an Daten um den Globus, die einzig dazu da sind veraltete Software weiterhin benutzbar zu halten. Das alles kostet Strom und dessen Produktion verursacht CO2-Ausstoß.“ „Ach Du meinst wir sollte in die Erforschung umweltfreundlicher Technologien zur Stromerzeugung investieren?“ Bill schaute etwas enttäuscht, als er bemerkte, dass Steve noch immer nicht den Kern seines Planes erkannt hatte. „Nein Steve. Wir werden dafür sorgen, dass kein Benutzer mehr mit einem alten Browser unterwegs ist, dass kein Unternehmen aus Rücksicht auf sein Legacy-Intranet bei einem veralteten Stück Software verharren muss, dass kein Webdesigner Zeit und Strom verschwendet um irgendwelche Tricks und Hacks für eine antiquierte Technik zu implementieren und dass nicht weiter Terabytes nutzloser Daten durch die Datenleitungen dümpeln um Relikte des vergangenen Jahrzehnts in eine völlig andere technische Realität hinüberzuretten.“

Der Rest ist Geschichte: Bill hatte während der Wochen in seiner Garage, einen Wurm entwickelt, der – unter Ausnutzung einer Backdoor – sämtliche veralteten Browser nutzlos werden ließ. Zur gleichen Zeit hatte Steve veranlasst, dass in Redmond eine neue Version des Browsers entwickelt wurde, die im Hinblick auf Standards und Komfort nahezu mit der Konkurrenz gleichziehen konnte. Das Resultat dieses von verschiedenen Seiten als „Angriff auf die Souveränität des Anwenders“ bezeichneten Coups war, dass der Traffic und damit der Stromverbrauch, welcher durch Browserhacks verursacht wurde, in den Folgemonaten signifikant sank.
Wesentlich bedeutungsvoller waren allerdings die Nebeneffekte, die sich ausgehend von den technischen Möglichkeiten des Webs über einen Wandel in der Informationsverbreitung, -wahrnehmung und -verarbeitung auf ökonomische, soziale, kulturelle und interkulturelle Aspekte aller Gesellschaften auswirkten.
Bill mochte es nicht, wenn man ihm großspurig für den Weltfrieden dankte. So war seine Rede auch sehr bescheiden und zurückhaltend, als man ihm nach einigem Zögern den Friedensnobelpreis verlieh (man hatte in der Vergangenheit schlechte Erfahrung bei der vorschnellen Verleihung an einen US-Präsidenten gemacht). Melinda konnte sich wieder anderen Aufgaben widmen, denn man hatte weniger Geld für Bills Plan gebraucht als angenommen. Steve führte weiterhin die Geschäfte des Softwarekonzerns, widmete sich aber mehr und mehr der wissenschaftlichen Ausarbeitung seines Managementkonzepts, bei dem es im wesentlichen darum ging, dass der Chef sich auf öffentlichen Veranstaltungen zum Affen macht. Jorge war übrigens in seine mexikanische Heimat zurückgekehrt, da das mittelamerikanische Land einen massiven Aufschwung verzeichnen konnte. Die Arbeiten die auf Bills und Melindas Grundstück anfielen übernahmen seitdem Webworker, die massiv an Arbeitszeit und Entspanntheit gewonnen hatten, weil sie nun keine Browserhacks mehr implementieren mussten.
Die Welt lebte fortan glücklich und in Frieden … bis zu dem Tag, als der Bau einer intergalaktische Umgehungsstraße ihr ein jähes Ende setze.

Jede Ähnlichkeit mit realen Personen oder Handlungen sofern vorhanden, ist rein zufällig.

Saubere URLs I: Aber sicher doch!

17.12.2009 Merkblätter, Netz und Web Kommentieren

Saubere URLs gehören längst zum guten Ton. Zwar werden diese vom „Otto-Normal-Nutzer“ während des Surfens meist gar nicht wahrgenommen, der Vorteil von:
http://www.example.com/de/products/productname-12/details gegenüber:
http://www.example.com/index.php?section=products&show=details&id=12&lang=de wird aber spätestens bei der Verwendung in E-Mails, SMS oder auf Papier deutlich. Selbst dem ein oder anderen Internetausdrucker dürfte hierbei auffallen, dass es eben auf die Länge und die Technik ankommt.

Neben rein ästhetischen und die Optimierung für Benutzer und Suchmaschinen betreffenden Aspekten können saubere URLs auch einen gewissen – wenn auch geringen – Sicherheitsvorteil gegenüber Ihrem Pendant im 90er-Jahre-Stil bieten. Letzterer liefert gegebenenfalls schneller Informationen über den internen Aufbau der Web-Applikation und bietet somit einen zusätzlich Ansatzpunkt für Angriffe, sofern entsprechende Schwachstellen in der Anwendung existieren. So könnte, hinter den oben genannten Beispiel-URLs die gleiche Anwendung laufen, allerdings geht nur aus der zweiten Adresse hervor, dass es sich um eine PHP-Anwendung handelt (Das Wissen über die verwendete Skript- oder Programmiersprache ermöglicht unter Umständen grundlegende Annahmen über den Aufbau der Applikation und könnte daher für einen Angriff relevant sein.). Darüber hinaus offenbart die zweite URL-Adresse über die GET-Parameter gegebenenfalls die Namen der verwendeten Variablen und zum Teil auch deren Funktion innerhalb der Applikation. Sofern im ersten Beispiel die expose_php-Direktive in der php.ini deaktiviert ist, lässt sich ohne Weiteres nicht herausfinden, dass PHP im Spiel ist und ein Rückschluss auf Variablennamen ist nicht möglich.

Sicherlich handelt es sich hierbei nur um „Securiy through obscurity“ und den Daten die vom Benutzer kommen – also neben Cookies und POST-Daten auch den GET-Parametern – sollte man grundsätzlich mit dem nötigen Misstrauen begegnen. Eine zusätzlich Hürde für potentielle Angreifer kann jedoch nie schaden.

Nach diesem mehr oder weniger allgemeinen Vorgeplänkel, schneidet der zweite und letzte Teil der Kurzreihe mögliche Sicherheitsvorteile bei der Verwendung von mod_rewrite im Gegensatz zu einer PHPRewrite-Engine an und setzt sich mit der Frage auseinander, an welcher Stelle in der Webapplikation das Umschreiben der URL denn eigentlich stattfinden sollte.

Lange Zeilen mit einem Shell-Befehl umbrechen

24.10.2009 Linux, Merkblätter Kommentieren

Grade was die Bearbeitungen von Textdateien angeht, gibt es wohl kaum etwas, was man nicht mit einem mehr oder weniger einfachen Shell-Befehl erledigen könnte. Wenn man allerdings erst nach dem Durchbruch der grafischen Benutzeroberfläche die Vorteile von Linux zu schätzen gelernt hat (also wie ich, noch nicht alle der gefühlt fünf Milliarden Befehle kennt), fällt einem auch oft genug nicht sofort das passende Suchwort ein, welches zum entsprechenden Befehl und dessen Beschreibung in den manpages führt. Gut, wenn man nach erfolgreicher Suche die Beschreibung dann für später einfach in seinem Blog ablegt.

NAME
  fold - Jede Eingabezeile an bestimmter Stelle umbrechen

ÜBERSICHT
  fold [OPTION]... [DATEI]...

BESCHREIBUNG
  Brich Eingabezeilen jeder DATEI um (Voreinstellung
  Standardeingabe), gib das Ergebnis auf Standardausgabe
  aus.

  -b, --bytes
    zähle Bytes anstatt Spalten

  -s, --spaces
    Umbruch bei Leerzeichen

  -w, --width=BREITE
    benutze BREITE Spalten anstatt 80

  --help
    gib eine kurze Hilfe aus und beende das Programm

  --version
    gib Versionsinformation aus und beende das Programm

In diesem Fall habe ich den Befehl übrigens für die Aufbereitung von Dummy-Texten benötigt, mit denen ich anschließend die Performance der Indexgenerierung der LuceneImplementierung des Zend-Frameworks in Zusammenhang mit einem Projekt getestet habe. Dazu habe ich Texte des Project Gutenberg von Sonderzeichen und Leerzeilen befreit, um sie anschließend in die Datenbank zu importieren.

Für die Entfernung von Sonderzeichen und Zeilenumbrüchen, eignet sich im Übrigen der Befehl „tr“. So lassen sich zum Beispiel alle Zeilenumbrüche wie folgt entfernen (also durch Leerzeichen ersetzen):

tr \\n ' ' < in.txt > out.txt

Im Gegensatz zu grafischen Editoren, wie gedit oder Geany, die etwas zäh oder unerwartet reagieren, bekommt man auch keine Probleme, wenn sich der Inhalt einer mehreren Megabyte großen Textdatei in einer einzelnen Zeile befindet.

Es wird übrigens wirklich Zeit, dass die eBook-Hardware ihren Kinderschuhen entwächst. Die freien elektronischen Bücher des Project Gutenberg sind nämlich eigentlich viel zu schade, um sie als Dummy-Texte zu missbrauchen. Zumal viele bereits im EPUB-Format vorliegen.

CHIP: Alte Zeitschrift? Alter Zopf! [Update]

15.10.2009 Allgemein Kommentieren

Das Erfolgsrezept Deutschlands ältester Computerzeitschrift besteht laut Wikipedia darin „sich immer wieder rigoros […] den wechselnden Bedingungen des Computermarktes anzupassen“. Konkret bedeutet dies, dass man sich inhaltlich schlicht und einfach dem auflagenstärksten Blatt im Computerbereich annähert.

Als langjähriger CHIP-Abonnent hatte ich diesen Umstand lange ignoriert, auch wenn das Inhaltsverzeichnis jeder neuen Ausgabe das Kündigungsvorhaben auf meiner mentalen ToDo-Liste wieder ganz nach oben setze. Sicherlich war mir aufgefallen, dass die Bestenlisten der getesteten Hard- und Software-Produkte zusammen mit ganzseitigen Anzeigen einen großen Teil der Seiten eines Heftes belegten und die Zahl der echten Artikel immer weiter sank. Aber für Kaufentscheidungen, erschienen mir diese Übersichten anfänglich doch recht hilfreich. Wie viel diese Listen wert sind, zeigte sich mir allerdings Anfang 2002, als ich in der Liste über die besten Suchmaschinen „infoseek.de“ recht weit oben fand. Zu diesem Zeitpunkt war die Suchmaschine von T-Online, Disney, Springer und Holtzbrink allerdings schon etliche Wochen nicht mehr online. Erst nach einem (selbstverständlich nicht veröffentlichten) Leserbrief verschwand der Webkatalog aus der Liste.

In den letzten Monaten beschlich mich zudem bei der Lektüre jeder neuen Ausgabe immer wieder ein ungutes Gefühl. Die latente Angst, dass auf der nächsten Seite Aiman Abdallah lauern könnte und fortan nicht nur im TV den Namen eines großen Naturwissenschaftlers ins fade Licht des Infotainment rücken, sondern auch in der CHIP über die Mysterien der IT-Welt berichten würde, begleitete mich beim Überfliegen der mit, reißerischen Überschriften verzierten, Artikel über Superviren und Windowstuning.

Dies wäre vielleicht ewig so weiter gegangen, wenn nicht die CHIP-Ausgabe 11/2009 sämtliche Verdrängungsmechanismen, die sich mein Geist über die Jahre aufgebaut hatte, mit einem Schlag außer Kraft gesetzt hätte. Relativ entspannt wollte ich mir den Artikel „Windows, Mac OS und Linux im Härtetest“ (auch zu finden bei Focus Online) zu Gemüte führen. Mir war klar, dass die alternativen Betriebssysteme nicht als Testsieger hervorgehen und der Platzhirsch aus Redmond mit den üblichen Hinweisen auf die ein oder andere Macke, als Empfehlung für den Ottonormalnutzer abschneiden würde. Es kam allerdings alles viel schlimmer. Dass der Artikel schließlich gerade die Macken als Vorteil darstellen würde ist eine Sache (schließlich möchte man als professioneller Autor ja nicht die Anzeigenkunden seines Arbeitgebers vergraulen). Wenn man sich Mühe gegeben hätte, wäre auch die Tatsache, dass sich im Gegensatz zu Windows weder Linux noch Mac OS bisher ernsthaft gegen Viren behaupten mussten, durchaus als Argument für die Sicherheitsfeatures des neuen Windows 7 zu werten gewesen. Aber dass hier ein Artikel geschrieben und veröffentlicht wurde, der auf ganzer Linie offenbart, dass keinerlei Recherche stattgefunden hat, fachliches Wissen offensichtlich nicht eingebracht und der Versuch einer schlüssigen Argumentation unterlassen wurde, hat mich dann doch verblüfft und verärgert (Eine ausführliche Obduktion des Artikels hat Christian Langner in seinem offenen Brief an CHIP durchgeführt). Daher vermutete ich zuerst, dass sich ein Praktikant austoben durfte. Weit gefehlt, die Fachgebiete des Autors Fabian von Keudell, der bei CHIP Redakteur im Ressort Praxis ist, sind Betriebssysteme, Netzwerke, Handys und Sicherheit.

Nachdem ich mich im ersten Moment an dieser Stelle über die schlechte Recherche und fehlende Argumentation des Autors auslassen wollte, habe ich beschlossen stattdessen, das Wehmuts-Vakuum zu nutzen um endlich einen alten Zopf abzuschneiden:

Kündigung CHIP-Abonnement

Der oben erwähnte offene Brief und weitere Reaktionen zum Artikel haben mich dann doch noch veranlasst, etwas zu dem Thema zu schreiben. Allerdings habe ich fast den Eindruck, dass eben diese Reaktionen der Sinn und Zweck des CHIP-Artikels war. Hauptsache man wird erwähnt.

[Update]
Im Forum von UbuntuUsers.de ist ein von fast 180 Mitzeichnern unterstützter Leserbrief zu finden, der die wesentlichen Kritikpunkte an dem oben genannten Artikel sachlich und treffend zusammenfasst (via LinuxUndIch).

Einfaches Bookmarklet für Sidewiki [Update]

24.09.2009 Netz und Web Kommentieren

Mit Sidewiki nimmt Google ein Tool in sein Portfolio auf, dass es ermöglicht Kommentare zu Webseiten zu hinterlassen. Benutzer können somit etwa weiterführende Informationen zu einzelnen Abschnitten ergänzen.

Wer sich kurz die Kommentare zu einer Webseite – zum Beispiel der eigenen – ansehen und dabei nicht gleich die Google Toolbar installieren möchte, kann sich der Möglichkeiten der Sidewiki API bedienen. Der folgende URL zeigt beispielsweise einen Feed mit den Sidewiki-Kommentaren zur Startseite von heise online:
http://www.google.com/sidewiki/feeds/entries/webpage/http%3A%2F%2Fwww.heise.de%2F/full
Damit lässt sich sehr leicht ein Bookmarklet erstellen, dass den Kommentar-Feed zur aktuell angezeigten Seite im Browser aufruft. Dazu legt man einfach ein Bookmark mit dem folgenden Code als Adresse an:
javascript:void(document.location='http://www.google.com/sidewiki/feeds/entries/webpage/'+encodeURIComponent(document.location)+'/full')
Wem das zu umständlich ist, der kann auch einfach den nachfolgenden Link per „Drag and Drop“ in die „Lesezeichen-Symbolleiste“ seines Firefox ziehen: Sidewiki-Kommentare.

An sich ist Sidewiki eine feine Sache, erweitert es doch die Interaktionsmöglichkeiten zwischen Anbieter und Nutzer und greift gleichzeitig den Community-Aspekt à la Wikipedia auf. Allerdings darf man wohl einige Diskussionen und Gerichtsurteile (Als Stichworte seien hier nur „Schmähkritik“, „Mitstörerhaftung“ oder „Unlauterer Wettbewerb“ genannt) erwarten, welche die Probleme einer solchen universellen Kommentarfunktion – außerhalb des Einflussbereichs des Webmasters – aufwirft. Bleibt abzuwarten, wie Sidewiki von den Nutzern angenommen und welche Eingriffsmöglichkeiten Google den Webmastern eventuell noch an die Hand geben wird.

[Update]
Nachdem ich mich zwischenzeitlich darüber gewundert habe, dass mit dem oben beschriebenen Bookmarklet keine Einträge mehr angezeigt werden, lag die Vermutung nah, dass es einfach nicht mehr richtig funktioniert. Zum Glück erspart mir Google höchstselbst weitere Nachforschungen, da es mittlerweile ein offizielles Sidewiki-Bookmarklet gibt.
(via stadt-bremerhaven.de)

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