Buch: Recht für Software- und Webentwickler

18.03.2008 Bücher, Reviews Keine Kommentare

„Recht für Software- und Webentwickler“ heißt das Buch des auf Medien und IT-Recht spezialisierten Rechtsanwalts Dirk Otto, dass Anfang des Jahres bereits in der dritten aktualisierten Auflage erschienen ist. In vier Themenbereichen werden dem juristischen Laien rechtliche Grundlagen für den Weg in die Selbständigkeit im Bereich der Software- und Webentwicklung näher gebracht.

Inhalt

Der erste Teil befasst sich mit den Schutzmöglichkeiten (Copyright, Patente etc.) für Softwareentwicklungen und damit verbundenen Problemen und Fallstricken. Im zweiten Teil behandelt der Autor das Softwarevertragsrecht und geht dabei ausgehend von der Planungsphase über allgemeine Grundlagen des Vertragsrechts, Vertragstypen, Gewährleistungspflichten, AGB und Lizenzen bis hin zu einer möglichen Insolvenz auf diverse Aspekte der Vertragsgestaltung ein. Der dritte Teil umfasst ein breites Spektrum an Informationen und rechtlichen Tipps rund um die Selbständigkeit. Neben der Beantwortung von Fragen rund um den Softwarevertrieb und Open-Source-Lizenzen werden eine kleine Einführung ins Gesellschaftsrecht und Hinweise zu wettbewerbsrechtlichen Themen (Stichwort: Impressum & Co.) gegeben. Abgeschlossen wird der dritte Teil mit einigen Tipps zu sinnvollen Versicherungen. Der vierte und letzte Teil befasst sich schließlich mit steuerrechtlichen und buchhalterischen Fragen.

Schreibstil und Intensität

Der Schreibstil ist zum Glück alles andere als juristisch trocken und fördert somit das Interesse an dem normalerweise wenig ansprechenden Thema. Die verwendeten Beispiele zeigen, dass der Autor sich intensiv mit den Themen aus der Perspektive des Software- und Webentwicklers befasst hat. Hier trüben auch kleinere semantische Schnitzer (beispielsweise wird Unternehmenssoftware an einer Stelle als Firmware bezeichnet) nicht den guten Eindruck. Aufgrund der Breite des Themenkomplexes kann selbstverständlich nicht auf alle Details eingegangen werden. Dadurch sind einige Themen ausführlicher dargestellt als andere. Es wird aber in jedem Fall die Sensibilität für die jeweiligen Fragen geweckt.

Der hohe Preis der Seitenschinderei

Auf den ersten Blick erhält man mit 478 Seiten einigermaßen viel Buch für sein Geld. Allerdings ändert sich dieser Eindruck relativ schnell, wenn man berücksichtigt, dass knapp 180 dieser Seiten in Form eines Anhangs daherkommen und zudem auch noch größtenteils mit – im Web frei verfügbaren – Texten von Open-Source-Lizenzen und Auszügen aus diversen Gesetzen bedruckt sind. Das mag für ein schnelles Nachschlagen zwischendurch recht praktisch sein, allerdings bekommt es, in Anbetracht des mit 49,90 € wirklich stolzen Preises, einen faden Beigeschmack.

Fazit

Dirk Otto liefert einen umfang- und hilfreichen Überblick zu den, für selbständige Software- und Webentwickler relevanten, rechtlichen Themen – ohne dabei zu langweilen. Selbstverständlich ersetzt das Buch im konkreten Fall keine professionelle Beratung durch den Rechtsanwalt oder Steuerberater, es hilft aber dabei den wichtigsten Fallstricken aus dem Weg zu gehen. Insbesondere für diejenigen, die den Schritt in die Selbständigkeit erst wagen wollen, bieten sich viele Hilfestellungen. Für alle, die diesen Schritt bereits gegangen sind, stellt das Buch ein gutes Nachschlagewerk dar, das es schafft die Aufmerksamkeit auf rechtlich problematische Bereiche der Software- und Webentwicklung zu lenken, auch wenn man hier keine großen Überraschungen erwarten darf. Allerdings trübt der hohe Preis das ansonsten gute Gesamtbild. Hier sollte man in Zukunft lieber auf den unnötig aufgeblähten Anhang verzichten und das Buch dafür in etwas angenehmere Preisgefilde bringen.

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